Radreise 2007
Am Sonntag den 15.07.2007 sollte es morgens um 05:00 Uhr mit dem Bike daheim losgehen. Bis dahin waren noch einige Vorbereitungen und vor allem viele organisatorische Dinge zu erledigen. Ich würde von diesem Sonntag an um die 10 Tage mit meinem Rad unterwegs sein bis ich dann in Galtür (dem eigentlichen Ziel dieser Tour) ankommen würde. Dort steht dann noch ein gemütlicher Urlaub mit dem abschließenden Ischgl Ironbike am 04.08.2007 auf dem Programm. Für diese beiden Ereignisse habe ich ein halbes Jahr trainiert und sehr viel Zeit auf meinem Rad verbracht. Die intensive Trainingsvorbereitung habe ich 10 Tage vor der Tour abgeschlossen. Es folgten wenn überhaupt nur noch kleinere und vor allem gemütliche Touren. Zudem wurde mein Rad in einer kompletten Inspektion völlig neu hergerichtet.
Für die anstehende Tour habe ich mir grob die folgende Strecke herausgesucht:
Kerpen-Köln-Koblenz-Mainz-Mannheim-Heidelberg-Heilbronn-Stuttgart-Ulm-Augsburg-München-Garmisch-Fernpass-Landeck-Rechenpass-Merano-Rechenpass-Nauders-Samnaun-Ischgl-Galtür
Je nach Motivation, Wetterlage und Kondition wollte ich von dieser Route auch bei Bedarf abweichen. Feste Unterkünfte habe ich nicht gebucht, da ich von Tag zu Tag ganz individuell entscheiden möchte wie es weitergeht und wo ich vielleicht auch einmal eine längere Zeit bleiben möchte. Allerdings begleitet mich das Buch "Bike and Bett" mit insgesamt 4.000 radfreundlichen Unterkunftsbetrieben. Um die ca. 1.500 km zu schaffen sind im Schnitt täglich um die 120 km notwendig, allein das ist schon eine große Herausforderung und es darf nicht viel dazwischenkommen. Ganz wichtig für die Tour ist viel Essen und Trinken, da dem Körper in dieser Zeit sehr viel abgefordert wird.
Neben meinen zwei großen Gepäcktaschen am Hinterrad nahm ich nur noch einen Rucksack mit, den ich aber wegen dem Gewicht auch auf den Gepäckträger spannen möchte. Zu den wichtigsten Dingen in meinem Gepäck gehörten:
- Radhosen, Radtrikots, Wind-und Regenjacken
- Reparatur-Set und Ersatzschläuche
- Schuhe, Hosen und T-Shirts
- Fotoapparat, Handy, Karten, Bücher und Notizblock
- Gut sortierte Reiseapotheke und Sonnenschutz
- Kosmetikartikel wie Duschgel, Shampoo, etc
- Mineralien, Müsliriegel und Getränke
Ich freute mich auf meine Ankunft in Galtür, die Woche dort stand ganz im Zeichen des Ausruhens und den kleinen Touren zu den umliegenden Hütten. Neben der Höhenregeneration würde ich sicherlich sehr viel Zeit in der Sauna und an der Theke verbringen, ich freue mich auf ganz viele gesellige und lustige Abende, bis es dann am 04.08.2007 zum Hauptereignis des Jahres ging, nämlich dem Ischgl-Ironbike. Nachdem ich im letzten Jahr für die 80 km und 3.800 hm insgesamt 6.40 Stunden gebraucht habe, wollte ich mich natürlich verbessern. Ob ich in diesem Jahr aufgrund der Tour unter 6 Stunden landen kann mag ich zu bezweifeln, aber ich werde in jedem Fall kämpfen.......
Tourtagebuch
Freitag, 13.07.07
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen des Packens. Nach meiner Checkliste habe ich mir alle notwendigen Sachen bereits vor Tagen rausgelegt. Jetzt bestand die Kunst darin, alles in die Taschen zu bekommen. Und siehe da, es passte alles rein. Letztendlich waren es doch so um die 20 Kilo die mich die nächsten 2 Wochen begleiten sollen. Ich werde aber nach einer Woche ein paar Kilo per Post heimschicken, damit ich für die anstehenden Berge nicht mehr zuviel mitschleppen muss. Am Abend ging es dann noch mit Opa und Oma zum Essen, immerhin verpasse ich ja die beiden Geburtstage und da haben wir halt einen richtig schönen Abend verlebt, natürlich gab es auch das ein oder andere Kölsch. An dieser Stelle noch mal "Danke Opa"für die Ausarbeitung mehrerer Touretappen und das Besorgen der ganzen Karten.
Samstag, 14.07.07
Nach einem ausgiebigen Frühstück verstaute ich noch die letzten Sachen in meine Packtaschen und bereitete mein Rad für eine Probefahrt vor. Als ich die ersten Meter mit meinem Rad gefahren war gab es einen Vorgeschmack auf das was mich die nächsten Wochen erwarten würde. Von den Zeiten des Rasens und der hohen Geschwindigkeiten muss ich mich verabschieden, zudem ist das Lenken in jeder Kurve eine große Herausforderung. Mein Rad hat jetzt keine 8 Kilo, sondern ca. 30 Kilo Gewicht. Ich fuhr noch bei meinen Eltern und Großeltern vorbei, wir checkten alle zusammen das Rad und schnürten noch hier und da ein wenig nach. Es wurden noch letzte Foto gemacht, ein paar Tränchen vergossen (Oma, ich passe doch auf mich auf und bin doch schon groß) und dann ging es nach einer kleinen Runde durchs Dorf schließlich wieder heim. Hier packte ich noch all die Dinge nach die mir noch so eingefallen waren. Danach telefonierte ich noch mit Reiner, der mit seinem Bruder Sigi die rund 500km von Bad Bergzabern nach Galtür auch per Rad meistern möchte. Wir tauschten noch die Routen aus und wünschten uns Glück. Auch hier freue ich mich wahnsinnig auf das erste Weizen mit Reiner und Sigi in Galtür. Der weitere Samstag stand dann im Zeichen des Ausruhens, es gab noch lecker Eis und zum Abend wollte ich auch noch einmal richtig reinhauen, damit es am morgigen Sonntag gut gestärkt losgehen konnte. Nach der Frage ob ich aufgeregt bin antworte ich immer, NEIN-es ist schon eine Vorfreude da........
Sonntag, 15.07.07
Nachdem es gestern noch ganz spontan zum Grillen bei Ela und Dome ging, klingelte mich der Wecker um 04.00 Uhr aus dem Bett. Ich nahm meine 7-Sachen und machte mich mit einem merkwürdigen Gefühl im Bauch auf in den Keller wo mein Rad auf mich wartete. Es ging mit dem ganzen Gepäck zuerst auf meiner Trainingsstrecke von Horrem über Frechen nach Köln, wo es durch den Stadtwald bis nach Rodenkirchen an den Rhein ging, dem ich ca. 320 km folgen wollte. Als mir jedoch bei der ersten Umleitung meine beiden Packtaschen vom Rad fielen und mich kurz vor Bonn eine Schauer erwischte, wurde mir langsam klar was ich hier vorhatte, nämlich "Mission Sinnlos". Aber als dann hinter Königswinter die Wolken verschwanden ahnte ich noch nicht das heute der heißeste Tag in diesem Jahr werden sollte. An den Orten Remagen, Bad Hönningen und Neuwied ging es in Richtung Koblenz. Kurz vor Koblenz hatte ich durch meine frühe Abfahrt bereits 100 km auf dem Tacho und es gab erst einmal ein ausgiebiges Frühstück. Jeder normale Mensch hätte nach mittlerweile 130 km in Koblenz nach einem Quartier gesucht, zumal das Thermometer in der Rheinebene bis zu 38 Grad anzeigte. Doch ich hatte mir nun mal vorgenommen mit einem Paukenschlag in die Tour zu starten, also radelte ich weiter durch Lahnstein, Boppard bis hinter St. Goar. Doch in diesen Orten schreckten mich Rentner und Busreisende ab hier halt zu machen - auf Touristenabzocke hatte ich keine lust. Ich machte Pause im Schatten, jetzt schon 160 km auf dem Rad und blätterte in meinem Bike + Bett Buch und stieß auf das Hotel Krone in Bingen. Ein kurzer Anruf und ich hatte reserviert. Immerhin konnte ich den Preis für Ü/F von über 40 Euro auf 35 Euro runterhandeln. Doch jetzt fing die Quälerei so richtig an. Zu der Hitze gesellte sich jetzt noch mein bester Freund, der Gegenwind. Vorbei an Oberwesel, Lorch und Trachtinghausen zog sich die Strecke wie Kaugummi, die Zeit schien stillzustehen. Als ich den Stadtrand von Bingen erreichte kaufte ich mir am ersten Kiosk eine Cola und schob das Rad die letzten Meter bis zum Hotel. Der Empfang war herzlich, das Rad direkt in einen extra Raum geschlossen und ich bezog mein schönes Zimmer im 3. (!) Stock. Jetzt wurde mir so langsam bewusst das ich 195 km bei dieser Tropenhitze gefahren war. Ich war mächtig k.o.! Nach einer kalten Dusche ging es noch zum Italiener, dort aß ich die Speisekarte rauf und runter und lag um 21.00 Uhr im Bett, der Wecker sollte mich dann wieder um 07.00 Uhr aus dem Bett klingeln. Die genaue Fahrtzeit für den heutigen Tag betrug 10.05 Stunden.
Montag, 16.07.07
Ja, der Wecker klingelte wirklich und viel geschlafen hatte ich bei der Hitze auch nicht. Auch der heutige Tag sollte noch einmal Werte von über 35 Grad bringen. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es also in Bingen los. Als Tagesziel hatte ich mir Mannheim vorgenommen. Zu Beginn lief es auch ganz gut, die 30 km bis Mainz waren schnell gefahren, dann ging es weiter über Nierstein nach Oppenheim und zu der Hitze war auch der Gegenwind wieder da. Wie schön das Andy plötzlich neben mir auftauchte und fragte ob wir die 30 km bis Worms abwechselnd im Windschatten fahren wollten. Ich war dabei und wir gaben alles, knapp eine Stunde später klatschten wir ab, erzählten noch ein wenig und waren in Worms. Andy wollte den Rhein weiter entlang bis Karlsruhe, für mich würde es ja in Mannheim an den Neckar gehen. Über Frankenthal ging es weiter bis nach Ludwigshafen, wo ich den ersten Aldi ansteuerte und neben 6l Flüssigkeit noch 8 Bananen erwarb. Es waren wieder über 100 km und es ging von Ludwigshafen nach Mannheim, doch der Trubel im Feierabendverkehr schreckte mich ab und ich machte mich vorsichtig die ersten Meter am Neckar entlang. Hier lernte ich Carlos kennen, er war Anfang 70 und wollte mit dem Rad nach Barcelona, nun ja, bis Ende August wollte er dort ankommen. Auch ihm wünschte ich Glück und für mich ging es jetzt auf Quartiersuche. Doch an diesem Montag war es wie verhext. In Ladeburg habe ich nichts schönes gefunden und in den weiteren Orten am Necker vorbei gab es nichts als überteuerte Gasthöfe und Etagenduschen. So stand ein völlig neben sich stehender Rene nach 145 km und 7 Stunden im Sattel mitten in Heidelberg. Ich steuerte das erste Hotel direkt in der City an, man nannte mir einen Preis von 78 Euro, ich sagte für 50 Euro nehme ich es, die Frau hatte wohl mitleid mit mir und gab mir den Zimmerschlüssel, das Frühstück ging aufs Haus. Ich ging noch kurz was essen, trank 2 Weizen, schaute mir diese wunderschöne Stadt noch ein wenig an und schlief ziemlich früh ein. Doch die Nacht war von Krämpfen und Durchfall geprägt, ich war froh als es um 07.00 Uhr Frühstück gab.
Dienstag, 17.07.07
Das Frühstück fiel reichhaltig aus und ich machte mich fertig zum Radeln, doch ein Blick aus dem Fenster verhieß nichts gutes. Es regnete wie aus Kübeln und ich legte mich noch ein paar Minuten aufs Bett. Um nach 9.00 Uhr packte ich es dann und fuhr bei leichtem Regen in Heidelberg wieder an den Neckar, natürlich durch die Stadt um noch möglichst viel von ihr zu sehen. Nach 20 km musste ich in Neckargemünd eine Zwangspause einlegen, der Regen war einfach zu viel, doch nach ca. 20 Minuten ging es weiter durch Neckarsteinach, Hirschborn, Eberbach bis nach Zwingenberg. Ich hatte das erste mal während der Tour Rückenwind und war trotz den müden Beinen ganz gut in Form. Als hinter Zwingenberg plötzlich der Radweg im Neckar endete musste eine Fähre her, doch diese hatte von 12.00-13.00 Uhr Mittagspause und es waren erst kurz nach 12.00 Uhr. Ich winkte dem Fährmann auf der anderen Seite hektisch zu und siehe da, er holte mich trotz Pause ab. Ich denke für einen Beförderungspreis von 1,- Euro kann man einen solchen Service auch erwarten J Es ging weiter durch Neckargerath, Binau bis Mosbach. Einen Ort weiter, in Neckarsimmern, gönnte ich mir dann eine große Mittagspause mit Döner und Pommes. Zudem zog der Himmel auf und die Sonne kam hervor, die weiteren Kilometer über Gundshein und Bad Wimpfen bis Heilbronn liefen ziemlich gut. Ich merkte nur jeden Knochen, es waren schon wieder weit über 100 km, doch ich wollte noch einen Ort weiter. Ziel des Tages sollte der schöne Ort Lauffen am Neckar sein. Doch bis dahin führte der Weg nicht mehr am Neckar vorbei, ich musste durch die Weinberge durch und es wurde noch einmal so richtig anstrengend. Schließlich waren es 125 km in 6 Stunden und ohne zu zögern buchte ich mir per Handy das beste Hotel im Ort über Bett und Bike. Der Portier war so nett und schleppte mir mein Gepäck aufs Zimmer, nun ja für 55,- Euro für Ü/F kann man das ja auch erwarten. Am Abend ging es noch ins Dächle, einem original schwäbischen Wirtshaus. Den halben Liter Helles vom Fass gab es hier für 1,90 Euro und da heute Schnitzelabend war gab es ca. 400 Gramm und ein halbes Kilo Spätzle dazu für 5,- Euro. Ich war glaub ich der einzige im Lokal der den ganzen Teller gepackt hat, woran das wohl lag? Für den Bierpreis gab es natürlich noch das ein oder andere Bierchen.
Mittwoch, 18.07.07
Pünktlich um kurz vor 07.00 Uhr klingelte mich der Wecker aus dem Bett, doch ein Blick aus dem Fenster verhieß nichts gutes, es regnete in Strömen. Ich drehe mich noch einmal um und ging später zum Frühstück. Danach ging es noch zur Post und ich schickte 2,2 Kilo unnötiges Zeug per DHL nach Horrem zurück. Nach 09.00 Uhr wagte ich es dann bei leichtem Nieselregen wieder an den Neckar., aber nach 10 km war in Kirchheim unter einer Brücke schluß, es regnete einfach zu heftig. Zum Glück unterhielten mich Angelika und Brauni ein bisschen per Handy bis der Regen vorbei war. Es ging weiter über Besigheim, Hesslheim, Pfeidesheim nach Marbach, bis dann von Hofeneck über Ludwigsburg nach Remseck ein "auf und ab"begann, mehrere Anstiege bis zu 100 hm machten mir das Leben schwer, aber zumindest wurde das Wetter besser und um 14.00 Uhr saß ich stolz wie Oskar nach über 500 Gesamtkilometer in Stuttgart, sonnte noch ein wenig und machte mich über Bad Cannstatt über die Wasen weiter nach Esslingen auf. Endlich kam die Sonne ganz hervor und auch der Wind spielte mit. Ich radelte auf einmal wie beflügelt und es lief immer besser, es ging durchs Schwabenländle, Plochingen, Göppingen ließ ich liegen und es wurde immer hügeliger. Letztendlich schaffte ich es mit letzter Kraft bis nach Geislingen, 130 km in 6,30 Stunden standen auf meinem Tacho. Das erste Hotel im Ort, Hotel zur Krone, gehörte direkt mir. Mein Rad durfte ich direkt in der Rezeption parken, nun ja so lange der Inhaber das nicht sieht J Für mich ging es erst einmal unter die Dusche, die regennasse Fahrbahn vom Vormittag hatte mich schon sehr gezeichnet, ich sah aus wie "Sau"! Am Abend machte ich noch einen kleinen Spaziergang durch die malerische Altstadt. Zum Abschluss gönnte ich mir ein komplettes Menü beim Italiener, dann ging es zum wohlverdienten Schlafen - und das tat ich mit der Chance morgen schon den Freistaat Bayern zu erreichen. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt schon geahnt was morgen auf mich wartete, ich hätte wohl kein Auge zugetan.
Donnerstag, 19.07.07
Nach dem Frühstück saß ich bereits um kurz nach 08.00 Uhr wieder auf meinem Rad und folgte bei Traumwetter der B10 von Geislingen in Richtung Ulm. Bereits auf den ersten 20 km gab es mehrere Anstiege mit insgesamt 600 hm, bis es dann an Ulm vorbei über Beimstetten, Langenau bis nach Günzburg (Legoland) ging. Immer wieder führte mich die B10 direkt an die A8 (München-Stuttgart), landschaftlich wurde es immer schöner. Kurz nach Günzburg machte ich mich von der Bundesstraße auf durch ein Waldstück, um den Autoverkehr ein wenig zu entkommen und es einfach ruhiger zu haben, doch ich verfuhr mich prompt und kam durch gute Orientierung kurz vor Burgau wieder raus. Um nichts mehr zu riskieren ging es weiter an der Bundesstraße (guter Radweg) entlang nach Zusmarshausen, ein schönes bayerisches Städtchen ca. 30 km vor den Toren Augsburgs gelegen. Über Horgau erreichte ich gegen 14.00 Uhr dann bereits die Fuggerstadt Augsburg, wo ich mich kurz mit Essen und Getränken versorgte. Ein kurzer Schwenker durch die Innenstadt genügte mir und ich suchte ein ruhiges Plätzchen im Ortsteil Friedberg. Mittlerweile war ich 5 Stunden unterwegs und hatte wieder ordentliche 100 km auf dem Tacho und das mit meinem ganzen Gepäck. Eigentlich hatte ich noch keinen festen Plan wo ich an diesem Tag hinwollte, also ging es auf der B2 erst einmal Richtung Fürstenfeldbruck. Doch als am Nachmittag das erste Hinweisschild "München 69 km"auftauchte fing ich an zu überlegen. Das wäre natürlich der Knaller schlechthin, bereits am 5. Tag in München anzukommen, zumal es mein erstes großes Ziel war mit meinem Rad auf dem Viktualienmarkt zu stehen. Vorerst schaltete ich jegliches "Überlegen" aus und fuhr ziemlich motiviert was das Zeug hielt drauf los. Die Anstiege und Hügel machten mir vorerst nichts aus, es lief mal wieder ziemlich gut. Ca. 45 km vor München wagte ich in den Anruf in meinem Stammhotel in München, doch es war kein Zimmer mehr frei. Ich schaltete meinen Freund Brauni in Köln ein mit dem Auftrag mir ein Zimmer bis 55,- Euro zu suchen. Wenig später präsentierte Brauni mir das Hotel Carlton, in Nähe des Englischen Gartens und ca. 900 Meter vom Viktualienmarkt entfernt. Den Preis konnte er für einen "armen Radfahrer" von 79,- Euro auf 55,- Euro drücken und für mein Rad hatte er auch einen Stellplatz organisiert. Danke Brauni, auf dich ist wirklich verlass !!! Langsam ließen jedoch meine Kräfte nach und um 19.00 Uhr war ich dann in Fürstenfeldbruck, ca. 25 km vor München. Ich gab noch einmal alles und kurz vor 20 Uhr durchfuhr ich mit geballter Faust die Ortseinfahrt "München"! Jetzt ging es nur noch die wohl vertraute Landsberger Straße entlang und ich stand um 20.30 Uhr nach 195 km und 10 Stunden Fahrtzeit nach dieser Königsetappe mit dem Rad an der Rezetion im Hotel Carlton. Standesgemäß ging es direkt nach dem Duschen noch zum Viktualienmarkt, wo ich nach 21.00 Uhr, immer noch bei Traumwetter in meine Leberkäse-Semmel biss und die erste Maß stemmte, eine weitere sollte folgen J Vor dem zu Bett gehen ging es noch kurz bei Mc Donalds vorbei um meinen letzten Hunger zu stillen. Die Nacht war aufgrund der Anstrenung vom Tag eine Katastrophe, letztendlich schlief ich um 04.00 Uhr ein.
Freitag, 20.07.07
Heute schlief ich bis ca. 07.30 Uhr und ich machte mich knurrendem Magen über das bisher beste Frühstücksbuffet her. Danach packte ich routinemäßig alles zusammen und es ging mit dem Rad zum Fotoshooting vors Hofbräuhaus und auf den Viktualienmarkt. Nette Japaner waren schnell gefunden und es ging bei Königswetter in Richtung Alpen. Für heute hatte ich mir das Kloster Andechs als Ziel gesteckt, welches ca. 50 km südlich vor den Toren Münchens, oberhalb von Herrsching, tront. Mit meinen müden Knochen ging es über Germering, Gilching, Weßling, Seefeld direkt an den wunderschönen Ammersee. Die dann folgenden 300 hm zum Kloster waren eine Qual, glücklicherweise haben ich mir aber bei der starken Sonne den Fußweg durch den Wald ausgesucht, obwohl dieser für mein Rad gar nicht geeignet war. Um 13.00 Uhr war ich dann aber oben, nach genau 50,00 km. Ich verschloss mein Rad inklusive der Taschen ab und holte mir eine Radlermaß samt Haxe und Brez´n. In einer schattigen Ecke fand ich dann auch die notwendige Ruhe-denn bei diesem Wetter herrschte Ausnahmezustand dort oben. Aber diese Minuten dort oben zählten zu den schönsten der bisherigen Reise. Um 14.30 Uhr machte ich mich langsam auf den Weg weiter in Richtung Alpen. Da meine Beine immer müder wurden und sich hinter mir die ersten Gewitter zusammenbrauten, durchradelte ich Weilheim und Murnau noch. Mit einem kurzen Anruf bei meinem Hotelmanager Brauni informierte ich mich kurz über die freien Hotels und Preise in der Nähe, bis ich dann aber wieder einmal auf Bett und Bike setze. Ich buchte kurz hinter Murnau das Alpenhotel Wenglinger Hof in Eschenlohe und schaffte es 1 Minute vor dem großen Unwetter ins Hotel. Die Inhaberin begrüßte mich sehr freundlich und zeigt mir direkt das ganze Hotel samt Abstellplatz für mein Rad. Die Zimmer mit Südbalkodn waren riesig und ruhig mit Blick auf die Berge gelegen. Das ganze gab es hier für 45,- Euro für Ü/F. Nach dem Duschen schlief ich 2 Stunden fest ein und am Abend trank ich im Aufenthaltsraum noch das ein oder andere Weizen auf Reiner, der wohl noch nicht ahnte was er sich mit seiner Radtour da vorgenommen hat. Zum Essen gab es aufgrund des reichlichen Essens im Kloster nur noch ein paar Salzstangen und ich ging richtig früh schlafen. Morgen wollte ich mich dann näher in die Alpen trauen, dafür musste aber das Wetter mitspielen, heute waren es wieder 100 km in 5 Stunden Fahrtzeit.
Samstag, 21.07.07
Nach dem Frühstück strahlte der Himmel wieder hellblau und die Luft war klar. Ich verabschiedete mich vom Hotel und brachte 2,5 Kilo Schmutzwäsche zum Postamt, diesmal an die Oma adressiert. Über Oberau und Farchant erreichte ich Garmisch nach 10.00 Uhr. Im dortigen Aldi kaufte ich standesgemäß meine 6 Liter Getränke und es ging auf dem Radweg über Grainau, Griesen in Richtung Ehrwald in Tirol. Um nach 11.00 Uhr war es dann soweit, ich war in Österreich mit meinem Bike angekommen. Ich musste schon ein wenig schmunzeln, aber zugleich schon ein wenig stolz auf michJ In Ehrwald gönnte ich mir einen kurzen Blick übers Moos nach Lermoos, wo ich noch im Februar einen wundervollen Skitag verbracht hatte. Mit einem letzten Blick zur Zugspitze führte der Weg weiter über Bieberwier auf den alten Römerweg, der Via Claudia Augusta, hoch auf den Fernpass (1.200 hm). Ich kämpfte gegen die Sonne und nachher im Anstieg mit meinem Gepäck und war heilfroh wie ich nach Mittag oben war. Zur Belohnung gab es eine traumhafte Abfahrt über Nassereith, Tarrenz bis nach Imst. Fast 30 km hieß es nur "laufen lassen". In Imst fuhr ich mit dem Rad direkt in den Mc Drive und holte mir mein Mittagessen ab, welches ich dann in einer Wiese bereits an der Inn genießen konnte. Auf dem wohlbekannten Inntalradweg ging es dann bis nach Landeck. Dort angekommen musste ich schon ein wenig überlegen. Von hier aus waren es die Silvretta Hochalpenstraße hoch noch 35 km bis nach Galtür zum Hotel Sabine. Es waren mittlerweile nach 16.00 Uhr und ich wollte mir zumindest noch die Chance für die Schweiz und Italien offen halten, also radelte ich brav weiter an der Inn vorbei in Richtung Rechenpass. Da meine Beine aber von den ganzen Anstiegen müde waren, kehrte ich um nach 17.00 Uhr in Prutz bei Ried im Oberinntal im Gasthof Rose ein. Der Gasthof und die Inhaber waren mir direkt sympathisch, auch das Zimmer inklusive Frühstück für 32,- Euro konnte sich sehen lassen. Beim einchecken lernte ich noch ein nettes Ehepaar aus Stuttgart kennen, sie waren von Stuttgart bis zum Bodensee geradelt und dann vom Montafon aus über die Silvretta Hochalpenstraße über Galtür nach Landeck, um dann auch in Ried ein Zimmer zu suchen. Den Abend, nach 110 km Fahrtzeit ließ ich bei einem guten Essen und ein paar Bierchen im hauseigenen Biergarten ausklingen. Das Leben kann ja so ruhig, schön und einfach seinJ Aber mit ein bisschen Wehmut schaute ich übers Stubaital hinüber bis ins Zillertal, wo die Schürzenjäger heute in Finkenberg vor über 40.000 Fans ihr Abschiedskonzert gaben. Zu gerne hätte ich mir den Traum von einem Alpenopenair erfüllt, aber ich war ja dabei mir einen anderen Traum zu erfüllen. Beim Schreiben dieses Berichtes bemerkte ich, dass ich bereits 1.000 km geradelt war, darauf ein großes -Prost!“
Sonntag, 22.07.07
Als ich um 08.00 Uhr am Frühstückstisch saß und auf Ö3 das Schürzenjäger Spezial hörte, schmeckte es mir noch einmal so gut - zumal der Song "Träume sind Stärker" lief. Zudem war das Frühstücksbuffet richtig gut. Ein Blick aus dem Fenster allerdings verhieß nichts gutes, es regnete ziemlich stark, Grund für mich eine weitere Tasse Kaffee zu trinken. Da mir am Vorabend die Vorderbremse aufgrund meines schweren Gepäcks gerissen war, baute ich diese einfach aus und wollte mich am morgigen Montag um Ersatz kümmern. Bis dahin ging es halt nur mit Hinterbremse weiter, ich war ja nur in den Alpen unterwegsJ Da ich nicht noch länger auf schöneres Wetter warten wollte ging es mit Regenjacke in Richtung Rechenpass hoch, zuerst an Serfaus vorbei und bis nach Pfunds. Dann musste ich unplanmäßig wegen Bauarbeiten auf der Rechenpassstraße in die Schweiz ausweichen, mein drittes Land während dieser Reise. Es ging nun in Richtung St. Moritz. Hinter Vinadi ging es noch eine kürze Abfahrt runter bis in den Ort Martina. Von hier aus ging es dann los. Insgesamt 11 Kehren brachten mich nach Nauders, auf 1.400 hm gelegen. Es war ein Höllenritt mit dem Gepäck nach dort oben. Es ging noch weitere 10 km bergauf und plötzlich stand ich an der Grenze zu "Italien" - ich radelte rüber und freute mich wahnsinnig über das vierte Land meiner Reise. Es ging direkt weiter am Rechensee vorbei, der Radweg war ein "auf und ab"und der Wind stand mir im Gesicht. Als es die ersten Kilometer zur Abfahrt in Richtung Meran ging spitze sich die Wetterlage zu. Neben Sturm kam jetzt auch noch Hagel dazu. Ich zog mir über die Windjacke noch eine Regenjacke über und ließ mit Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h laufen, bis ich in S. Valentino in der Sonne stand. Plötzlich gingen die Wolke weg, der Himmel riss auf und es waren über 30 Grad. Herzlich Willkommen in "Bella Italia", besser gesagt in Südtirol, noch genauer im Vinschgau. Von nun an war es trotz der Strapazen eine einmalig schöne Abfahrt durch Apelplantagen und traumhafte Ortschaften. Es ging durch Mals, Schladerns, Schlunders, Latsch, Naturns in Richtung Meran. Immer an der Etsch vorbei. Zum Nachmittag gönnte ich mir original Vinschgauer Brot mit reichlich Speck und Käse. Eine Portion für eine Großfamilie gab es für 1,50 Euro. Doch langsam merkte ich meine müden Beine und die Strecke bis Meran zog sich mehr als ich dachte. Zudem gab es aus dem nichts starken Gegenwind. Ich musste richtig kämpfen und überlegte ob ich besser doch noch vor Meran für heute halt machen sollte. Doch um Punkt 18.00 Uhr riss ich die Arme hoch, die Alpen waren überquert und ich war tatsächlich von Horrem mit dem Rad bis hier gefahren. Heute waren es 130 km, ca. 1.000 hm in 6,45 Stunden Fahrtzeit. Bei der Hotelsuche hatte ich richtiges Glück, im Zentrum sah ich ein Hinweisschild auf ein schönes Hotel. Sicherheitshalber rief ich kurz an und reservierte mein Zimmer. Es ging noch ein paar Meter den Berg hoch, das Hotel lag mit schönem Blick im Hang gelegen. Mein Zimmer hatte einen Balkon mit Blick über die ganze Stadt, ich konnte sogar bis in den Vinschgau hinein schauen. Eigentlich der richtige Ort für einen romantschen AbendJ Doch Rene war alleine unterwegs und wollte sich in die Stadt aufmachen. An der Rezeption kam ich allerdings nicht vorbei. Es gab für die Hausgäste Campari Orange und Bruscetta zum Empfang. Natürlich wurde ein hungriger Biker auch eingeladen. Ich blieb noch ein paar Minuten und suchte mir eine schöne Pizzeria direkt in der Altstadt. Ich saß draußen, aß eine leckere, original italienische Pizza und gönnte mir auf den Erfolg ein paar Gläser guten Rotwein. Zudem machte ich mir Gedanken über den weiteren Verlauf meiner Reise. Eine Weiterfahrt an der Etsch vorbei bis zum Gardasee oder an die Adria waren sicherlich reizvoll, jedoch bräuchte ich dafür endlich mal einen Ruhetag und genauso viel Glück wie bisher. Zudem war mein Rad von den Strapazen völlig am Ende und eine komplette Reparatur wollte ich erst in Galtür durchführen. Ich hatte meine 4 Länder, war in München und hatte die Alpen überquert - ab morgen sollte es in Richtung Galtür gehen. Ehrlicherweise muss ich noch dazu sagen, dass eine Reise ganz alleine auch ziemlich einsam werden kann. Meine Entscheidung stand und es ging mir plötzlich viel besser. In Galtür wollte ich mich dann auf den Ironbike vorbereiten und mir endlich meinen Urlaub gönnenJ Auf einen Ruhetag wollte ich komplett verzichten, auch die Bremse sollte noch bis Galür warten. Mal sehen wie weit ich es morgen schaffe, ich wollt aber in jedem Fall wieder auf den Rechenpass zurück. Auf dem Weg ins Hotel gab es noch ein Eis, später saß ich noch bis tief in die Nacht mit Rotwein auf dem Balkon und genoss die Ruhe und die Nacht in Meran.
Montag, 23.07.07
Mein erstes richtiges südländisches, italienisches Frühstück mit guten Cappuccino und weiteren Leckerein genoss ich in vollen Zügen. Da ich der erste beim Frühstück war setze man mich direkt ans Fenster mit schönen Panoramablick - die anderen Gäste würden erst viel später kommen. Doch ausgerechnet heute kamen die "genauen Deutschen" mit festem Tisch früher und das Chaos war perfekt. Ich durfte aber sitzen bleiben und ich glaube für die beiden älteren Herrschaften war der Urlaub gelaufenJ Dann packte ich und es ging bei Traumwetter wieder an die Etsch - es lagen 80 km Anstieg vor mir. Im Gegensatz zu den letzten 8 Tagen kannte ich heute die Route und das ist bei "bergauf" schon tödlich. Doch ich mobilisierte noch einmal alle meine Kräfte, schließlich hatte ich nur noch 2 Tage vor mir und schon eine ganze Menge geschafft. Aber alleine den Rechenpass an zwei Tagen, zweimal zu überfahren und das mit 20 kg Gepäck war schon Herausforderung genug. Die ersten Kilometer zogen sich, doch ich radelte immer weiter. Eine Pause wollte ich so spät wie möglich machen. Doch nach 2 Stunden winkte ein kleiner Junge auf dem Radweg. Er hatte einen platten und wollte sich meine Pumpe borgen. Ich half gerne und plauderte noch ein wenig mit den Eltern. Sie machten Urlaub in Südtirol und hatten sich für heute ein Rad geliehen. Der kleine hatte jedoch den Radweg verlassen und die Belohnung war jetzt das Ende der Tour mit einem kaputten Rad. Flicken wollten sie nicht mehr, es waren ja nur noch 2 km zurückJ Sie wünschten mir bei meinem Vorhaben Glück und waren schon begeistert-zumal die drei bis hier geflogen warenJ Ich strampelte weiter, schaute mir aber im Gegensatz zu gestern, wo es ja eine schnelle Abfahrt gab, die kleinen Dörfer genauer an und hielt öfter einmal zum Fotografieren. Mittlerweile war der Anstieg so steil geworden, dass ich zeitweise sogar schieben musste. Aber nach über 5 Stunden Fahrtzeit war ich oben auf dem Rechenpass angekommen und flitzte direkt in den nächsten Supermarkt. Ich kaufte Käse, Wurst und das leckere Vinschgauer Brot. Damit haute ich mich dann in eine Wiese direkt an den Rechensee. Ich aß in Ruhe und sonnte noch ein wenig. Gegen 16.00 Uhr rollte ich dann die 20 km bis Nauders runter, meinem Tagesziel für heute. Doch wer den Rene kennt, der weiß da kommt noch was. Natürlich: Ich rief bei meinem Gasthof in Ried an und fragte nach meinem ZimmerJ Es war frei und ich kündigte mich für in 2 Stunden an. Wenn schon den Rechenpass in zwei Tagen überqueren, dann auch richtig! Es ging also weiter, auch mit schweren Beinen schaffte ich die restlichen 30 km talabwärts. Beim Hofer (Aldi) kaufte ich noch meine Getränke für morgen und um 18.30 Uhr stand ich nach 7,20 Stunden Fahrtzeit und 130 km wieder vor meinem neuen Freund in Ried. Doch der sah gar nicht so gut aus, er kam gerade nach einem schweren Mountainbike Unfall mit 2 Stichen genäht und mehreren Schürfwunden aus dem Hospiz. Aber das Geschäft muss halt laufen. Zum Abend ging ich noch in den Biergarten "Zur Post". Neben Weizen gab es noch eine große Portion Käsespätzle auf diesen Gewaltmarsch. Am Telefon kündigte ich mich für morgen dann bei Sabine in Galtür an. Sie freute sich riesig und sagte das sie alle dort oben meine Tour mitverfolgt hatten.Morgen Abend sollte so richtig gefeiert werden. Zu meiner Überraschung waren sogar Steffi, Heiko und Tobi samt Amely da - Hamburger Urlaubsbekannte aus dem Winterurlaub, juhuJ Sabine sagte noch, Didi wusste das ich bereits heute komme, sie hatte mich erst später erwartet. Nun ja, vielleicht machte ich ja noch eine Zwischenübernachtung in Ischgl....P.S. ich hatte immer nur noch eine Bremse.
Dienstag, 24.07.07
Mal wieder mit ganz schweren Beinen und gemischten Gefühlen ging ich also zu meinem letzten Frühstück in der Fremde. Immerhin fühlte ich mich im Gasthof Rose ja schon ein wenig heimisch. Genau wie vorgestern regnete es draußen wieder kräftig, nur mit dem Unterschied das heute den ganzen Tag schlecht gemeldet war. Doch das war mir heute egal, es wurde ein letztes mal gepackt. Von daheim gab es für diese letzte Etappe nochmals viele motivierende Worte. Mit Regenausrüstung ging es jetzt direkt gen Galtür, innerlich freute ich mich schon, auf der anderen Seite war aber auch eine ganze Menge Wehmut dabei, denn die Reise, die Erfahrungen und Erlebnisse waren einfach zu schön. Ich schaffte es ganze 10 km an der Inn vorbei, dann war es passiert. Das Hinterrad schlug aus, ich hatte einen platten - den ersten bei meiner Tour. Ich musste schmunzeln und fing im Regen an zu flicken. Doch die Inn war so laut, dass ich 30 Minuten brauchte um das Loch zu finden, dann war die Mission schnell beendet und es ging bei leichtem Sonneschein nach Landeck runter. Durch die Stadt war ich schnell und ich folgte den Schildern "Paznauntal". Über Zams und Pians hatte ich dann endlich den Eingang ins Paznaun gefunden. Ich schwenkte die erste Faust vor Freude in die Höhe. Jetzt waren es also noch 35 km und 900 hm bis aufs 1.600 hm hoch gelegene Galtür. Doch der Himmel versprach nichts gutes. Kurz vor See erwischte mich die erste Schauer, in Kappl machte ich wegen Gewitter und Dauerregen eine längere Pause. Ca. 5 km vor Ischgl erwischte es mich dann so richtig, doch ab jetzt, 17 km vor dem Ziel, war mir alles egal. Ich zog noch 2 Regenjacken drüber und mobilisierte noch einmal alle Kräfte. In Ischgl gab es noch kurz ein paar Teilchen und einen heißen Kaffee und dann ging es mit großem Gang und Scheuklappenblick durch Wind und Regen. Meinen Dickkopf hatte ich längst eingeschaltetJ Ich war froh für jeden Tunnel, angehalten wurde nicht mehr. Als sich hinter Mathon dann Gorfen - und Ballunspitze zeigten und sich das Tal weiter öffnete musste ich schon ein wenig mit den Tränen kämpfen. Die Strapazen der letzten 10 Tage spielten sich wie ein Film in meinem Kopf ab. Um Punkt 14.30 Uhr durchfuhr ich jubelnd die Ortseinfahrt "Galtür"-jaaaa ich hatte es geschafft. Die Fahrt durch den Ort war wie eine Triumphfahrt und tat unsheimlich gut. Es ging noch das letzte Stück steil an der Kirche vorbei und ich ging jetzt sogar aus dem Sattel. Als ich zum Hotel einbiegen wollte, kamen Sabine, Nadine und Lena hupend um die Ecke mit dem Auto an. Sie fielen mir oben direkt in die Arme, auch Didi kam direkt dazu. Ich fühlte mich ziemlich gut, sah nur aus wie eine "Sau". Es gab standesgemäß direkt Weizen und Marille und ich setze mich fassungslos erst einmal an die schönste Theke der Welt. Die nächsten Stunden wurden erzählt und sehr viel gelacht. Familie "Kurtel"gesellte sich samt Moritz noch dazu. Später kamen dann auch noch die Hamburger dazu - natürlich alle mit Erkennungsmerkmal ihres wohl geliebtes "HSV"-nun ja es gibt schlimmere Vereine, wie Gladbach, Leverkusen oder Düsseldorf. Ich kam gar nicht auf mein Zimmer - was für ein Stress. Nach 17.00 Uhr gönnte ich mir dann nach den ganzen Strapazen erst einmal eine Stunde "Sauna und Dampfbad" und machte mich für den Abend frisch - immerhin kannte mich ja jetzt das ganze Hotel "Danke Sabine". Am Telefon nahm ich noch die Glückwünsche aus der Heimat entgegen. Zum Abend gesellte sich dann der "Kölsche Jung"-zu den Dauerkarteninhabern aus der jetzt "Nordbank Arena"zu Hamburg. Jaja....Hamburg meine Perle, du wunderschöne Stadt....aber auch an diesem Satz ist wohl was dran. Aber noch einmal "Danke"das ihr mich so lieb an eurem Tisch aufgenommen habt, als Alleinreisender hat man es nicht immer leicht. Nach dem besten Essen der letzten 10 Tage ging es standesgemäß an die Theke. Wohlvertraute Gesichter gesellten sich noch dazu - kurz nach Mitternacht schlief ich glücklich und zufrieden ein.
Mittwoch, 25.07.07
Eigentlich hätte ich heute ja so richtig ausschlafen können doch kurz nach 07.00 Uhr schien die Sonne in mein Traumzimmer. Der Himmel erstrahlte ganz in blau und ich ging hinunter zum Frühstücken. Sabine war ziemlich überrascht mich so früh zu sehen. Um nach neune ging es dann mit dem Rad Downhill zum Intersport nach Ischgl. Mein Rad wurde nach 18 - minütiger Abfahrt dort von richtigen Profis unter die Lupe genommen. Ich trank noch einen Kaffee und 30 Minuten später war mein Rad wie neu, es wurde sogar noch geputzt. Für mich ging es die 11 km und 200 hm wieder zurück nach Galtür, wo ich 40 Minuten später wieder auftauchte. Im Alpinarium kaufte ich mir noch ein gutes Buch und es ging zum Fußballspielen mit Nadine und Lena, bevor es dann auf den Center Court zu Galtür in der Mittagssonne zum Duell zwischen Sabine und Rene kam. Es gehörte für mich schon einiges dazu nach über 10 Jahren das zweite mal einen Tennisschläger in die Hand zu nehmen - immerhin war ich mit 18 von heute auf morgen aus einer Karriere als Tennisspieler ausgestiegen. Zum Nachmittag gab es Kaffee und Kuchen und dann gab es noch einmal einen typischen Rene. Am besten hätte man mir wohl mein Rad ein paar Tage in Ischgl eingeschlossen. Ich fragte Nadine ob sie nicht mit mir noch ein wenig ins "Jam"radeln wollte, knappe 2 Stunden später standen wir auf 2.165 hm auf der Jamtalhütte - für uns beide ein Riesenerfolg. Nadine machte sich noch den Hüttenstempel auf die Stirn und es ging rasant Downhill ins Hotel zurück, wo es neben einem klasse Abendessen wieder einen gemütlichen Abend gab. Am nächsten Morgen sollte es dann bereits um 07.15 Uhr ab dem Hotel zur geführten Wanderung auf den Grieskogel auf 2.765 hm gehen - ich war natürlich an meinem ersten Bikefreien Tag dabei.
Donnerstag, 26.07.07
Der Wecker klingelte mich in der Früh aus dem Bett und es gab bereits um 06.45 Uhr Frühstück. Danach ging es mit einer Gruppe aus dem Hotel auf den Grieskogel, den Berg wo im Februar 1999 die schlimme Lawine den Ort Galtür schwer getroffen hat. Wir wollten in zwei Gruppen gehen, eine direkt aus dem Hotel, die andere nahm ein Taxi welches ca. 1,5 Stunden einsparte. Ich ging zusammen mit Sascha aus Hamm und unserem Bergführer Didi von unten los. Bei Traumwetter ging es oberhalb des Sonnenkogels auf einem sehr schönen Pfad in den Berg hinein. Das Tempo war ordentlich und wir machten richtig schnelle Höhenmeter, bereits 2 Stunden später stießen wir auf die andere Gruppe aus dem Hotel auf ca. 2.200 hm. Von hier aus wollten wir jetzt zusammen auf den Gipftel gehen. Die letzten Kilometer ging es dann in den Fels rein und es musste zeitweise auf das Seil helfen. Um kurz nach 11 Uhr war es dann soweit - ich stand auf dem Grieskogel auf über 2.750 hm. Die anderen trafen nach und nach ein und wir wünschten uns alle "Berg Heil", machten ein Gruppenfoto und trugen uns ins Gipfelbuch ein. Didi setzte folgenden Spruch drunter: Die Starken am Berg, die Luschen im Tal - dann ging es über den Pfad wieder zurück ins Tal. Nach einen Brotzeit zog sich der Abstieg und ging richtig in die Knie, aber nach 7 Stunden, kurz nach 14.00 Uhr, waren alle wieder heilfroh und stolz im Hotel. Es gab Schnaps und es wurde ich der Sonne relaxt. Für meinen eigentlichen Erholungstag schon eine anständige Tour, zumal ich die letzten 11 Tage pausenlos geradelt war. Um die anderen zu ärgern trug ich in mein "Tagebuch" das Wort "Regeneration"einJ Aber die Höhe war schon eine gute Vorbereitung auf den Ironbike. Am Abend freuten sich alle auf das reichliche Abendessen - danach ging es mit Roland und Didi an die Theke. Themen waren heute die EM 2008 und das Oktoberfest in diesem Jahr. Die anschließende Nacht war kurz.
Freitag, 27.07.07
Um kurz nach 5.00 Uhr war ich schon wieder wach und schaute ein wenig Panorama TV bis es um 07.30 Uhr dann Frühstück gab. Da ich gegen Mittag wieder m Hotel sein wollte, schaute ich mir die Tour zu Wiesbadener Hütte auf 2.443 hm raus, die im letzten Jahr ja der Ausschlag für meine Teilnahme am Ironbike war. Insgesamt standen also 38 km und 850 hm vor mir. Zu meinem erstaunen brauchte ich zum Silvretta Stausee nur 45 Minuten (im letzten Jahr immer 60 Minuten) und nach 01:38 Stunden stand ich bereits auf der Wiesbadener Hütte unterhalb des Piz Buin. Ich fotografierte noch ein wenig und bereitete mich für die Abfahrt vor. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 73 km/h sauste ich wieder nach Galtür. Für die 38 km brauchte ich letztendlich 02:15 Stunden und nach einer Dusche saß ich wieder entspannt auf der Terrasse. Die Hamburger und Sabine gesellten sich noch dazu und es wurde ein richtig schöner und entspannter Nachmittag. Unter anderem trudelten auch meine Eltern ein, die sich risig freuten und mich mal wieder beim Ironbike unterstützen wollten. Ich freute mich riesig. Vor dem Abendessen ging ich noch mit Papa ins Alpinarium, wir sahen noch eine Dokumentation über die Lawine aus dem Jahr 1999 an. Der Abend war richtig schön - es gab leckeres Essen und wir plauderten weiter. Der Urlaub fing also so richtig an und für die nächsten Tage gab es keine festen Pläne, dann ging es ab ins Bett. Das Wetter in den nächsten Tagen sollte in jedem Fall schön werden, ein "Hoch" war im Anmarsch.
Samstag, 28.07.07
Nach einem gemütlichen Frühstück und einer Tasse Kaffee auf der Terrasse ging es zum Shoppen nach Ischgl. Am Mittag stärkten wir uns dann alle noch mit selbstgemachter Sacha Torte und Topfenstrudel, dann ging es zum Einradeln ins Jamtal. Es lief richtig gut, doch kurz unterhalb der Jamtalhütte gab es einen heftigen Wolkenbruch und die Wolken setzten sich unterm Gletscher fest. Wir stellten uns unter einen Baum und mussten schon ein wenig lachen - an ein Weiterfahren war nicht zu denken. Nach 17 km, 300 hm in 1,17 Stunden endete unsere Tour wieder im Hotel in der Sonne. Ich setzte mich erstmals an den Laptop um die ersten Berichte abzutippen; dann ging es zu einem fantastischen Abendmenü. Danach gab es noch Galtürer Nightlife nach der Pyramide klang der Abend bei Leo im Bierkessel aus. Mal sehen was der nächste Tag so bringt, das Wetter sollte sich in jedem Fall halten.
Sonntag, 29.07.07
Erstaunlich früh saßen wir schon beim Frühstück und ließen es uns so richtig gut gehen. Danach ging es mit meinen Eltern zusammen erst einmal zum Sonnen und Lesen auf die Terrasse. Als Tour sollte es heute zum Silvretta Stausee gehen, mit Gegenwind kämpfte ich mich sehr schnell und gut nach oben - der anschließende Downhill machte so richtig spaß und brachte Geschwindigkeiten bis zu 75 km/h. Ich fuhr durch Galtür durch und bogen noch ins Jamtal ab, da auf der Menta - Alm heute Almfest mit Livemusik war. Vor dem Abendessen ging es noch ins Dampfbad und in die Sauna. Am Abend stand ein perfektes Galadinner auf dem Programm und es wurde mit Sabine und Didi noch einmal richtig spät und schön. Für die 26 km, 550 hm am Nachmittag brauchte ich 1,49 Stunden.
Montag, 30.07.07
Da am Vormittag dicke Wolken am Himmel standen ging es heute zum zollfreien Einkaufen ins 120 km entfernte Samnaun. Der Einkauf lohnte sich so richtig (Gell Papa???) und als am Nachmittag wieder die Sonne raus kam radelte ich noch vor dem Abendessen auf die Jamtalhütte. Den ziemlich nassen Weg radelte ich zusammen mit einem netten Schweizer, bereits nach 01:02 Stunden standen wir oben auf 2.165 hm vor der Hütte. Nach ein paar kurzen Fotos machte der Downhill wie gestern wieder richtig spaß - 22 km, 565 hm in 01:25 Stunden, eine ordentliche Leistung. Nach dem tollen Galadinner vom Vortag ging es schlag auf schlag weiter, heute gab es einen "Österreichischen-Abend" mit traditionellem Essen - Didi du kochst einfach super. Den Abend ließen wir mal wieder in geselliger Runde ausklingen.
Dienstag, 31.07.07
Wenn man morgens schon aus dem Fenster schaut und den strahlend blauen Himmel sieht dann kann das nur ein schöner Tag werden. Wir machten uns zum Radeln fertig - für heute stand die 1. Runde des Ischgl Ironbike auf dem Programm, die über knapp 30 km und 700 hm führt. Wir stiegen in Galtür in die Runde ein und ließen erst einmal bis Ischgl laufen, dann ging es über Mathon in den ersten Anstieg auf die Larein, der zweite folgte dann ins Jamtal. Die komplette Runde war schon bestens für Samstag ausgeschrieben. Doch auf den letzten Kilometern fing dann plötzlich mein Knie an wehzutun und ich spürte jede Bewegung. Bereits am Vorabend hatte ich einen leichten Schmerz gespürt als im vom Essen aufgestanden war. Aber zum Glück war es nicht mehr weit bis zum Hotel, die Runde waren wir in 02:40 Stunden abgefahren. Ich kühlte sofort das Knie und es gab Nervennahrung. Wenig später kam dann ein BMW mit Kölner Kennzeichen den Berg hoch - Uli und der kölsche Jürgen waren da. Gestern noch in der Türkei und heute schon in den Bergen. Die beiden brachten mir eine Kiste Reissdorf mit, ich freute mich riesig denn es gab auch noch die Express dazu - danke euch beiden - ihr seit echt klasse!!! Den Abend verbrachten wir alle natürlich mit Uli und Jürgen und als dann auch noch um 22.15 Uhr der FC KÖLLE die Bayern vor 50.000 Fans in Köln mit 3:1 besiegte waren wir alle heilfroh und feierten noch ein wenig, wäre da nicht mein Knie gewesen - aber das war für heute erst einmal egal, mal sehen wie es morgen aussieht.
Mittwoch, 01.08.07
Da das Knie noch zwickte und ich erstmals einen Start im Ironbike als gefährdet sah wollte ich noch eine Testrunde radeln. Es ging auf die Friedrichshafener Hüitte auf über 2.100 hm gelegen. Die Strecke mit den 16 Kehren radelten wir nach oben im kleinen Gang und es lief ganz gut. Wir waren nach nur 01:25 Stunden oben und gerade angekommen kamen Uli und Jürgen zu Fuß um die Ecke. Wir erzählten, lachten, aßen und tranken noch ein paar Leckere Bier. Insgesamt 4 Stunden saßen wir bei wolkenfreiem Himmel in der Sonne und wurden noch schön braun. Die spätere Abfahrt zum Hotel verlief gut - 21 km, 650 hm in genau 2,00 Stunden. Als wir alle wieder im Hotel saßen kamen die ersten Pfälzer an. Steffi, Sabine, Annalena und Torsten. Wir fielen uns alle in die Arme denn wir haben uns alle lange nicht mehr gesehen. Sie zeigten mir noch kurz mein diesjähriges Fanshirt - aber hierzu mehr in meinem Bereicht zum Ironbike. Ich freute mich riesig und wir gingen am Abend alle zusammen bei Sabine essen. Unser Tisch wurde immer größer. Zwischenzeitlich diagnostizierte Schwester Steffi eine leichte Zerrung am Knie , gab aber aus ihrer Sicht grünes Licht für den Ironbike. Heute schlief ich früh ein und freute mich auf morgen.
Donnerstag, 02.08.07
Heute wurde erst einmal ausgeschlafen und es ging mit allen zusammen ins Jamtal. Treffpunkt war die 7 Kilometer entfernte Scheibenalm. Ich radelte ganz leicht nach oben und relaxte. Dazu fing ich langsam an mehr zu essen und zu trinken. Auf Alkohol wollte ich ab jetzt größtenteils verzichten. Wir legten auf dem Rückweg noch eine Pause auf der Menta - Alm ein und dann machte ich mich weiter ans Schreiben des Berichtes. Am Abend gab es für mich dann von Didi eine wahnsinnig leckere und große Portion Pasta. So langsam stieg aber meine Aufregung vorm Samstag. Das Knie zwickte noch, aber meine Entscheidung stand fest - ich würde den Ironbike fahren wollen. Ab morgen stand dann alles im Zeichen des Ironbike.........